Rückblicke zur Veranstaltung BODENWIESER-MANDUKIC 2017
Auf Einladung von Serbischer Ballettunion (UBUS), im Rahmen des jährlichen Festivals der Choreographischen Miniaturen in Belgrad, R. Serbien und zum 25. Todestag von der in Wien geborene Tänzerin und Pionierin der moderner Tanzkunst in Serbien Smiljana Mandukic hat ACD-Präsidentin Tatjana Christelbauer am 04.Juni 2017 in Museum des Belgrader National Theaters einen Vortrag mit Präsentation zu Bedeutsamkeit der Tanzkunst als Form kulturdiplomatischer Praxis im aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs, gehalten.
Die Veranstaltung wurde von Bundeskanzleramt Österreich mittels Subventionierung unterstützt.
In Kooperation mit ehemaliger Tänzerin des Tanzensambles von Smiljana Mandukic, Prof. Dr. Vera Obradovic und mit dem Nationalen Theater Belgrad, wurde hierzu eine neue Brücke zwischen Wien-Belgrad, aufgebaut.
Die historischen Brückenbausteine wurden aus dem künstlerischen Schaffen von Smiljana Mandukic in Wien/Österreich in Kooperation mit österreichische Tänzerin und Choreographin Gertrud Bodenwieser verknüpft und im Feld der Kulturdiplomatie, thematisch eingebettet.
Nach der Präsentation erfolgte die 30 min. Q/A-Session.
Insbesondere hat die Kontextualisierung von Tanzkunst und Praxis im Feld internationaler Beziehungen und als UNESCO Kulturerbe, sowie die Beleuchtung der Tanzausbildung als kulturelle Bildung im Zusammenhang mit dem Bildungsziel der UN Agenda2030 (SDG4), wurde mit zahlreichen Interessen und Zustimmung von den im Publikum anwesenden TänzerInnen, Choreographinnen und TanzkritikerInnen aufgenommen.
Künstleriches Nachlass und persönliches Profil von Gertrud Bodenwieser wurde anhand von Informationen aus Webartikeln und im Web-vorhandenr Literatur, über ihre Tätigkeit in Wien und ihre Schule in Australien, dem serbischen Publikum vorgestellt.
Gertrud Bodenwieser emigriete aus Österreich auf Grund ihrer jüdischen Herkunft in 1938 nach Columbien (USA) und weiter nach Australien wo sie als erfolgreiche Geschäftsfrau und als Pionierin des modernen Ausdruckstanzes nachhaltige Spuren hinterließ.
Sie erhielte eine eigene Straße in Wien Donaustadt in 2016.
Einige historische Dokumente und Angaben zu Gertrud Bodenwieser wurden in Gesprächen mit Prof.Dr. Andrea Amort (Tanzarchiv Wien) eingeholt und in der Präsentation von T. Christelbauer, vermittelt.
Die Zusammenarbeit der in Wien geborene Tänzerin Smiljana Mandukic in den 1927-28 mit gertrud Bodenwieser, wurde mit Fotographien aus dem Archiv von serbischer Tänzerin , Journalistin und Tanzkritikerin Milica Zajcev, welche die Prof. Dr. Vera Obradovic zu diesem Anlass zur Verfügung stellte, illustrativ belegt.
Gegenseitiger Einfluss im künstlerischen Schaffen, in dem sich bei beiden Tanzkunstschaffenden die Klänge damaliger Zeit in der 1920-30-er Jahre widerspiegeln, wurde mittels Videobeitrag zur G. Bodenwiesers „Steppentanz“ (Yugoslaw dances), eingeleitet.
Die thematische Aufarbeitung von "Dämonen, Maschinen und Regimen" und deren Einfluss auf die Technologisierung des Körpers in der Tanzpraxis sowie in den Werken von beiden Pionierinnen des modernen Ausdrucktanzes, wurde als interkulturelles Phänomen im Zeitgeist, zum Ausdruck gebracht.
Gertrud Bodenwieser fungierte von 1920 bis 1928 auf Vertragsbasis und von 1928 bis 1938 als Professorin für Tanz an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst Wien. Sie hat in ihren choreographischen Hauptwerken „Dämonnenmaschine"und "Die Masken Luzifers" die zerstörerische Kraft der Intrige, des Hasses und des Terrors der politischen Regime thematisch aufgearbeitet, die Technologisierung des Gesistes im tanzenden Körper dargestellt. Ihre Schülerin Smiljana MandukiĆ thematisierte ebenfalls in ihren Werken „Roboter“, „Smrt majke JugoviĆa“ und „Ćele kula“, die neuen Technologien, den Körper als Apparat, die Gräueltaten und die politische Regime.
Weitere Kooperationen sind geplant, auf dieser Webpage sind die Grundinformationen zu diese erste Veranstaltung enthalten.
Weblinks zu Webseiten und Artikeln zur Veranstaltung:
http://www.blic.rs/kultura/vesti/pocinje-21-festival-koreografskih-minijatura/5s1bf8n
Weblinks zu Fb Seite- Smiljana Mandukic:
https://www.facebook.com/smiljanamandukic/?ref=bookmarks
Übersetzung von Mandukic Biographie und weitere Artikeln aus Deutscher in Serbische Sprache für Doktorat von Prof. Dr. Obradovic https://ravnopravnost.org.rs/wp-content/uploads/2017/02/3-Vera_Obradovic_Koreodrama_u_Srbiji.pdf
Gedanklicher Hintergrund, persönliche Erinnerungen
ACD-Agency for Cultural Diplomacy Präsidentin Tatjana Christelbauer ist ehemalige Schülerin von Smiljana Mandukic. Sie forscht in ihrem künstlerischen Schaffen u.a. über kulturhistorischen internationalen Beziehungen im Bereich der Tanzkunst. Als Soziologie-Studentin am Philosophischen Fakultät in Belgrad, schloss sich T. Christelbauer dem Tanzensamble von Smiljana Mandukic als eine der jüngsten Mitglieder und tanzte beim letzten choreografischen Werk von Mandukic "Smrt Majke Jogovica" in 1988. In dieser Zeit wurde sie mit dem Werk und Person von Smiljana Mandukic, vertraut.
Auf Einladung von ihrer Kollegin aus Mandukic-Tanzensamble Prof. Dr. Vera Obradovic in 2014, übersetzte T. Christelbauer für die Doktorthesis von Prof. Obradovic einige historische Dokumente aus deutscher in die serbische Sprache und forschte hierzu weiter im Archiv in Wien und Tulln, wo Mandukic ebenfalls ihre Solo-Tanzabnde veranstaltete.
Zu dem Zeitpunkt gab es kaum Informationen zu Person und Werk von Mandukic im digitalen Raum. Ein Beitrag zu Verbesserung dieser Lage leistete T. Christelbauer indem sie eine Fb-.page Smiljana Mandukic kreierte und darauf neben wenigen Bilder von S. Mandukic, über aktuellen Projekten von ehemaligen Kolleg*innen aus Mandukic-Schule und ihrem Tanzensembl berichtet.
Mit einem Kulturvermitltungsformat "S. Mandukic" über ACD-Platform WeltInWien setzt sich T. Christelbauer dafür ein, dass der Nachlass von Smiljana Mandukic auch in Österreich und weltweit bekannt wird. Das Werk und Profil von Gertrud Bodenwieser im Feld der Kulturdiplomartie thematisch ausgearbeitet und ist über ACD-DanceArts Kulturdiplomatie-Page öffentlich zugänglich.
Anlässlich des 25. Todestags von Smiljana Mandukic im Jahr 2017, wurde von ihre ehemalige Schülerin und Tänzerin im Tanzansamble, Gründerin und Leiterin des Hleb Theaters in Belgrad, Sanja Krsmanovic Tasic, die Initiative Dani Smiljane Mandukic ins Leben gerufen. Hierzu wurde ein Podium für Diskussionen, Performance, Kooperationen mit zeitgenössischen Kunstschaffenden und Forscher*innen aufgebaut.
Prof. Dr. Vera Obradovic hat ein umfassendes Portrait von Smiljana Mandukic in ihre Doktorthesis "Choreodrama in Serbien in 20. und 21. Jh. aus gendertheoretischer Perspektive" mit wissenschaftlicher Relevanz erstellt und einen wichtigen Meilenstein zur Erhaltung von diesem immateriellen Kulturerbe gelegt, damit auch weiteren Dynamiken innerhalb der Mandukic-Kreisen von ihren ehem. Schüler*innen und darüber hinaus, bewegt.
Beim jährlich organisierten Festival der Choreographischen Minijaturen (FKM Belgrad) von Serbischer Ballettunion (UBUS) wird auch ein "Mandukic"-Preis für Perspektivkünstler*innen vergeben.
Im Jahr 2019 wurde auf Initiative von Prof. Dr. Obradovic und ihre Kollegin Prof. Dr. Svenka Savic eine Aktion mit serbischer Post verwirklicht: es wurden die Sonderbriefmarken mit dem Profil von Smiljanan Mandukic und von drei weiteren"Tanzbotschafterinnen aus Serbien" gedruckt.
Weiter, erstellten Prof. Dr. Obradovic und Prof. Dr. Savic ein digitales Tanzmuseum. Darin sind auch historische Dokumente und Videobeiträge zum Werk und Leben von Smiljana Mandukic, enthalten.
Historischer Forschung im Bereich der Tanzkunst trägt zu gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der zeitgenössischen Kunst und darüber hinaus, im Brich internationaler Beziehungen, regt zu neuen Diskussionen an und vor allem, trägt zu Legitimität dieser Werke und ihrer Schöpferinnen bei.
Bodenwieser-Mandukic- Projekt soll die akademische transkulturelle Forschung aus gendertheoretische Perspektive im Feld internationaler Beziehungen unterstützen und ist bereits zur Entwicklung von weiteren Kooperationen wirksam.
Persönliche Erinnerungen,
Gedanken zu Smiljana Mandukic von Tatjana Christlebauer
Meine persönliche Erinnerungen aus Begegnungen mit Smiljana Mandukic, versuche ich hier in Österreich/Wien, ihre Geburtsheimat, im Bereich der zeitgenössiche künstlerische Forschung und- künstlerischen Schaffens, einzubringen.
Madam Mandukic setzte hohes Wert auf Höflichkeit und Protokoll, auf Takt und Maß. Sie pflegte gegenseitiges respektvolles Umgang in allen Sphären des künstlerischen Schaffens, sowie im Alltag.
Da ihr Vater in diplomatischer Dienst als Handelsverteter vom damaligen Königreich derSerben, Kroaten und Slowenen international tätig gewesen war, verbrachte Smiljana Mandukic zum Teil auch in Frankreich ihre Schulzeit, lernte Französische Sprache und behielte französisches Esprít sowie die "Wiener Eleganz" in ihrem Privatleben und in ihrem künstlerischen Schaffen.
Sie erwartete von ihren Schüler*innen hoches Eigenengagement und Selbstverantwortung, Höflichkeit, Präsenz und die volle Hingabe.
Auch über Radio Belgrad vermittelte Smiljana aus ihrem ouvre und setzte sich dafür ein, das die Tanzkunst-und Bildung möglichst für breites Publikum und generationsübergreifend, zugänglich wird.
(...) Wenn Ihr Herz beunruhigt ist und „rast“ bewegen sie ihre beiden Arme seitlich zum Kopf, „malen sie ein Kreis in der Luft“, atmen Sie tief durch"
Madam Mandukic (bekannt auch als Beba BE) lebte als engagierte, für ihre Mitmenschen sensible und hilfsbereite "Smilja".
"Gospodja" ("Madam") Mandukic- so wurde sie auf ihren Wunsch von ihren Schüler*innen gerufen, trug gerne in den kalten Wintertagen eine extravagante Damenhaube aus Leopardenpelz. Dieses Bild trage ich in meiner Erinnerung genauso wie die Erzählungen von Mandukic (bei unseren wenigen persönlichen Gesprächen) über ihrem Leben und Tanz in Wien/Österreich, nachdem sie mich als eine von Nachwuchstänzerinnen für ihr Tanzensembl auswählte. Es war Winter, in den späten 1980-er in Belgrad, ein unvergessliches Vortanzen und anschließendes Gespräch mit Madam Mandukic.
... Als ob die Madam "ahnte" dass ich eines Tages in Wien leben werde, erzählte sie mir immer wieder über Wien, Konservatorium, Gertrud Bodenwieser ...
Die Leopardenpelzhaube als modische Detail galt auch als Statussymbol sowie der klassische Tanzunterricht als kostbarer Luxus empfunden und nur einer begrenzten Anzahl von Menschen zugänglich war.
Ihren gesellschaftliches Status erlangte Smiljana Mandukić jedoch durch ihr vorbildliches Engagement und ihre künstlerische Arbeit. So blieb sie ihren Schülern und Menschen aus ihrem Umfeld in Erinnerung als starke Frau, die allen Hürden auf ihrem Weg als Herausforderungen und Chancen meisterte, den kreativen „Sprung“ wagte und die Umstände beispielhaft zu verändern wusste.
Durch ehrenamtliches Engagement für Amateurgruppen und kleine Bühnen, Mandukić entwickelte und unterstützte zahlreiche Initiativen und stärkte die Brücke zwischen klassischer und moderner Kunst indem sie die Denk-und Handlungsräume für Begegnungen, Zusammenarbeit und Koexistenz kreierte.
Im gegenwärtigen globalen Prozess der nachhaltiger Entwicklung geht der Trend zu Mensch-Tier-Natur-freundliche Stoffe, Mode und Statussymbole werden kritisch überdacht. Die Koexistenz wird zum Schlüsselbegriff.
Mit ihren innovativen, gesellschaftlich-kritischen Aktionskonzepten tragen Zeitgenössische Kunstschaffende aktiv dazu bei, dass es gelingt.
Die Digitale Medienlandschaft ermöglicht globale, spartenübergreifende Vernetzung und bietet auch ein Aktionsraum für diverse Akteure.
Das Pelz wird durch Imprint ersetzt, "die ganze Welt ist eine Bühne.“
Alles tanzt!
Ein biographisches Portrait von S. Mandukic in deutscher Sprache erfolgt im Herbst 2021. Derzeit sind die Angaben zu Smiljana Mandukic und Gertrud Bodenwieser auf ACD-Dance Arts- Webpage und ACD-WienModernDance enthalten.
Ein weiteres Kooperationsprojekt mit Kolleginnen aus Mandukic-Tanzschule ist in der Planung, ich freue mich dass ich als Zeitzeugin, zur Erhaltung dieses Nachlass einen relevanten Beitrag leisten kann.
Ebenso freue ich mich dass die Kooperation von Mandukic mit Gertrud Bodenwieser in einem zeitgenössischen kulturpolitischen Kontext aus meiner Perspektive im Nachhaltigkeitsdiskurs beleuchtet wird und dass diese Frauen nicht nur als Opfer der Regime dargestellt werden, sondern auch in ihrem Schaffen als Unternehmerinnen und als Kulturdiplomatinen, betrachtet werden.
In meiner Begegnung mit dem deutschen Performancekünstler Jochen Roller, der mit Bodenwieser Schüler*innen in Australien ihr letztes Tanzdrama "Errand into the maze" mittels neuen Technologien und zeitgenössischer Kunstformen neu rekonstruierte, konnte ich über Gertrud Bodenwieser als Geschäftsfrau und gekonnte Kulturdiplomatin, näher erfahren.
Auf ACD-Platform WienModernDance ist der Raum für Dokumentation von Bodenwieser-Mandukic Projektkooperationen und zur weitere Entwicklung dieser historische Kulturbrücke aufgebaut.
Eine Kooperation im Rahmen der Ausstellung im Jahr 2019 "Alles Tanzt!"-wurde mit dem Organisationsteam von Dr. Andrea Amort, angeleleitet. Die Botschaft der R. Serbiens in Wien hat die digitale Verbesserungen von Mandukic Fotographien (erhalten von Prof. Dr. Vera Obradovic aus dem Archiv von Milica Zajcev) zum Zwecke der Aufnahme von Smiljana Mandukic in die Tanzarchiv, getätigt.
Ich freue mich auf neue Kooperationsmöglichkeiten und lade herzlich alle interessierten Kunst/Kulturbetriebe, Universitäten, Forschungsstellen, Medien und auch interessierten Zeitzeugen dazu ein, unsere WienModernDance Platform und die Kooperationsprojekte Bodenwieser-Mandukic zu unterstützen.
Tatjana Christelbauer
"() Traditionelles muss nicht durch neues bekämpft und vernichtet werden. Warum sollten sie nicht nebeneinander existieren? Die Zeit wird die Konflikte auslöschen, es bleiben nur Begegnungen. "
"Традицијe не би требало pyшити. Зашто не би коегзистирали?
Време ће избрисати сукобе, остаће само сусрети“
Smiljana Mandukic in „Govor tela“
(Über die Begegnungen des modernen und klassischen Balletts. Paraphrasiert durch die Verf.)